Was nützt es mir zu wissen, dass ich hochsensibel bin?

Letztens sagte eine Klientin zu mir, sie weiß nicht, ob es sinnvoll ist, sich als hochsensibel zu bezeichnen, denn sie findet solche Kategorien nicht sehr hilfreich. Das kann ich sehr gut verstehen, denn ich bemühe mich auch, Menschen so wenig wie möglich in irgendwelche „Schubladen“ zu stecken. Menschen in verschiedene „Kategorien“ zu unterteilen, ist zwar aus psychologischer Sicht eine mögliche Bewältigungsstrategie, die komplexe Welt besser verstehbar für sich zu machen. Allerdings läuft man dadurch auch Gefahr, den einzelnen Menschen nicht mehr wirklich zu sehen mit allen seinen Facetten, sondern ihm einen „Stempel aufzudrücken“ und fertig ist das (Vor-)Urteil über ihn.

Warum sollte es also dennoch sinnvoll sein, sich als hochsensibel zu erkennen und damit dieser „Kategorie“ zuzuordnen? Darüber habe ich mir ein paar Gedanken gemacht und möchte dir hier gerne zusammenfassen, welche Vorteile ich für mich erkannt habe, zu wissen, dass ich hochsensibel bin:

  • Ich weiß jetzt, warum ich mich schon als Kind oft als „irgendwie anders“ empfunden habe!

Hochsensible Menschen nehmen aufgrund ihrer vielfältigen und sehr viel feineren Wahrnehmungen die Welt um sich herum tatsächlich anders wahr. Deshalb haben hochsensible Menschen schon von Kindesalter an das Gefühl, irgendwie anders zu sein als die anderen Kinder. Als Kind war ich gerne mit anderen Kindern zusammen. Allerdings war ich dann oft schon am frühen Abend total müde und bin freiwillig sehr früh ins Bett gegangen. Ich habe auch regelmäßig Zeiten gebraucht, wo ich alleine sein konnte, ob im Kindergarten, später in der Schule oder zuhause. Dadurch hatte ich oft das Gefühl, dass ich schon irgendwie anders war als andere Kinder. Als ich dann 2016 den Begriff Hochsensibilität kennengelernt habe und mich durch die Teilnahme an einem Online- Hochsensibilitätskongress damit tiefgehender auseinandergesetzt habe, verstand ich endlich, was der Grund für das Gefühl des Andersseins war.

Das war damals für mich eine totale Erleichterung! Endlich konnte ich mir viele meiner früheren Verhaltensweisen erklären und verstehen, warum ich oft so gehandelt habe, wie ich es hatte. Das fühlte sich damals wie eine Versöhnung mit mir selbst an und bringt mir bis heute mehr Selbstakzeptanz und Selbstbewusstsein für mein „So-sein“. Denn auch heute noch verhalte ich mich oft einfach anders als viele andere Menschen.

  • Ich habe mich selbst besser kennengelernt!

Nachdem ich für mich erkannt habe, dass ich über eine erhöhte Wahrnehmungsfähigkeit verfüge, sprich hochsensibel bin, habe ich mich sehr intensiv damit auseinandergesetzt, was das denn nun eigentlich bedeutet. Dadurch habe ich erfahren, welche Facetten der Hochsensibilität es gibt, wie das hochsensible Gehirn arbeitet, welche Herausforderungen eine erhöhte Wahrnehmungsfähigkeit mit sich bringen kann und welche Möglichkeiten es gibt, mit diesen vielfältigen Herausforderungen konstruktiv umzugehen. Ich habe viel gelesen, Online- Kongresse zum Thema Hochsensibilität besucht, sowie mehrmals am Hochsensibilitätssymposium der Heiligenfeld- Akademie in Bad Kissingen teilgenommen.

All das hat dazu beigetragen, dass ich mich viel besser kennengelernt habe und mein persönliches „Hochsensibilitäts- Profil“ herausarbeiten konnte. Damit meine ich, dass ich zum einen meine verschiedenen, hochsensiblen Facetten als solche erkannt und schätzen gelernt habe. Auf der anderen Seite musste ich natürlich auch erkennen, welche Herausforderungen ich vor allem durch die tiefere und komplexere Verarbeitung der vielen Wahrnehmungen, sowie die täglich sehr hohe Arbeitsleistung meines hochsensiblen Gehirns (auch im Ruhemodus) meistern darf. Dadurch habe ich verstanden, dass es für mich und sicher für viele andere HSP essentiell wichtig ist, gut auf sich selbst, seine körperlich- emotional- mentale Verfassung und somit natürlich auch auf die eigenen Bedürfnisse zu achten.

  • Ich achte besser auf mich und meine Bedürfnisse!

Ich habe schon immer viel Ruhe und Erholungszeit gebraucht, vor allem nach Familienfeiern oder anderen Aktivitäten unter vielen Menschen. Meist habe ich aber mit dem Ausruhen „gewartet“ bis ich so erschöpft und müde war, dass ich gar nicht mehr anders konnte, als mich endlich auszuruhen. Ich habe mir, meinen Körper und meinem Geist (Gehirn) oft sehr viel abverlangt, um wenigstens etwas mit den Aktivitäten der anderen Menschen in meinem Umfeld mithalten zu können. Das ist allerdings auf Dauer gar nicht gut, denn es stresst den hochsensiblen Organismus wirklich sehr. Auch das durfte ich lernen.

Das Erkennen meiner hochsensiblen Seite hat dazu geführt, dass ich mir meiner (hochsensiblen) Bedürfnisse viel bewusster geworden bin. Bei mir sind das unter anderem viel Ruhe, ausreichend Schlaf, regelmäßiges Essen, sinnvolle Tätigkeiten und inspirierende Begegnungen mit positiven Menschen. Da ich außerdem erkannt habe, dass ich mich oft im Außen verlor, also mein Fokus sehr stark auf das Außen gerichtet war und ich mich selbst kaum noch wahrgenommen habe, lernte ich durch verschiedene Methoden mich wieder besser auf mich zu fokussieren. Mittlerweile habe ich wieder ein ganz gutes Gespür für mich selbst, meine Befindlichkeiten und daraus resultierende Bedürfnisse, die ich mir dann möglichst auch erfülle.

  • Ich habe mich beruflich neu ausgerichtet!

Wie für viele HSP ist auch für mich das Thema Beruf ein ganz besonders wichtiges Thema, denn für die meisten Hochsensiblen haben Sinnhaftigkeit, Selbstverwirklichung und Selbstbestimmung einen hohen Stellenwert. So war auch für mich immer wichtig, etwas zu lernen und mein Geld damit zu verdienen, bei dem ich etwas Sinnvolles tun konnte, und dabei möglichst eigenverantwortlich arbeiten durfte und mich selbst mit meinen Stärken und Potentialen einbringen konnte. Richtig bewusst ist mir das allerdings erst geworden, als ich mich mit meiner Hochsensibilität auseinandergesetzt habe. Denn da verstand ich auf einmal, wonach ich die ganze Zeit irgendwie gesucht hatte.

Nur bei einer Arbeitsstelle hatte ich alle drei dieser mir wichtigen Aspekte erfüllt, konnte dort allerdings aufgrund bestimmter anderer Arbeitsbedingungen nicht bleiben. Bei allen anderen Arbeitgebern fehlte immer einer dieser genannten Aspekte und das sorgte bei mir früher oder später immer zu hoher Unzufriedenheit und innerem Stress. Deshalb entschied ich dann 2009, mich beruflich neu zu orientieren und verschiedene Weiterbildungen und ein Fernstudium zu machen, um mich irgendwann einmal freiberuflich selbstständig zu machen. Das erschien mir als die für mich beste Lösung. Damals war mir noch nicht bewusst, dass bei dieser Entscheidung meine Hochsensibilität eine große Rolle spielte.

Und nun habe ich diesen damals begonnenen Schritt im Jahr 2023 tatsächlich vollendet. Nachdem ich von 2011 bis 2022 neben einer Teilzeit- Angestelltentätigkeit mich im Nebenerwerb freiberuflich ausprobiert habe, bin ich im Januar ganz bewusst in die Vollselbstständigkeit als Psychologische Beraterin & Gesundheits-/Mentalcoach gegangen.

Meine Geschichte ist ein möglicher Werdegang, den hochsensible Menschen machen können, wenn sie für sich erkannt haben, welche Werte und Bedürfnisse bei der Wahl ihres Berufes und Arbeitsumfeld wichtig sind. Tatsächlich sind sehr viele HSP in irgendeiner Form selbstständig und können somit ihre Arbeitsbedingungen voll und ganz selbst bestimmen. Über 10 Jahre hatte ich beide Möglichkeiten nebeneinander, also sowohl die Sicherheit einer Angestelltentätigkeit, als auch die Selbstbestimmung einer freiberuflichen Tätigkeit. Dies ist, alternativ zu einer Vollselbstständigkeit, eine weitere und sehr gute Möglichkeit für HSP, einen erfüllenden, beruflichen Weg zu gehen.

  • Ich weiß jetzt, dass ich nicht alleine bin und es noch viel mehr Menschen mit diesem Persönlichkeitsmerkmal gibt!

Wenn hochsensible Menschen das erste Mal zu mir in die Praxis kommen, sagen sie sehr oft, dass sie immer dachten, dass sie alleine sind und andere diese Herausforderungen im Alltag nicht haben. Auch ich dachte das früher. Nach über 20 Jahren Forschung auf dem Gebiet der Umwelt- oder Neurosensibilität kann man es allerdings als gesichert ansehen, dass etwa 20 bis 30 Prozent aller Menschen (Tiere und Pflanzen) hochsensibel sind. Als ich 2016 diese Zahl gelesen habe, wurde mir schlagartig klar, dass es somit noch sehr viele andere Menschen mit einer erhöhten Wahrnehmungsfähigkeit geben muss. Und wenn ich dann den HSP in meiner Praxis davon berichte, dass etwa zwei bis drei von zehn Menschen hochsensibel sind und es somit doch recht wahrscheinlich ist, jemand in seinem Umfeld zu haben, sind sie oft sehr erfreut darüber und natürlich auch erleichtert.

Mich hat diese Erkenntnis damals dazu veranlasst, meine Mitmenschen nun etwas genauer anzuschauen und siehe da, überall begegnete ich hochsensiblen Menschen. Auch bei einigen Menschen in meinem damaligen persönlichen Umfeld erkannte ich hochsensible Aspekte wieder. Immer dann, wenn ich mal eine Phase habe, indem ich doch noch mit meinem „So- Sein“ hadere und die aktuellen Herausforderungen meiner erhöhten Wahrnehmung mich viel Kraft kosten, dann hilft es mir zu wissen, dass es auch andere hochsensible Menschen gibt, die bestimmt ebenfalls hin und wieder solche Zeiten haben. Ich bin damit nicht allein und du bist es auch nicht!

Übrigens: Was geschieht, wenn Menschen für sich entdecken, dass sie hochsensibel sind, hat sich Dr. Natalie Banek von der Leibniz Universität Hannover in einer Studie angeschaut und die Ergebnisse 2022 veröffentlicht. Eine kurze Zusammenfassung dieser Veröffentlichung „Die Selbsterkenntnis der Hochsensibilität“ hat Dr. Natalie Banek in einem Blogartikel auf der Seite „Sensitivityresearch.com“ geschrieben.

Fazit:

Auch wenn es bedeuten kann, dass man einen „Stempel“ aufgedrückt bekommt und als „überempfindlich“ gilt, ist es dennoch sehr hilfreich, sich selbst als hochsensiblen Menschen zu erkennen und mit seiner erhöhten Wahrnehmungsfähigkeit auseinanderzusetzen. Rückblickend habe ich einige Vorteile ausmachen können, die mir das bewusste Anschauen meiner eigenen Hochsensibilität gebracht haben: Ich habe herausgefunden, warum ich mich schon als Kind oft als anders empfunden habe, habe mich besser kennengelernt, achte mehr auf mich selbst und meine Bedürfnisse, habe mich beruflich neu ausgerichtet und weiß nun, dass ich nicht alleine mit diesem Persönlichkeitsmerkmal ausgestattet bin und es noch viel mehr HSP gibt.

Wie war das bei dir? Schreib gerne unten einen Kommentar, was es für dich gebracht hat, zu wissen, dass du hochsensibel bist! Ich freue mich auf deine Rückmeldung…

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Etwas mehr Rücksicht bitte – Ich bin hochsensibel!

Viele hochsensible Menschen möchten diesen Satz bestimmt sehr gerne ihren Mitmenschen sagen. Doch wäre er tatsächlich hilfreich? In diesem Artikel möchte ich dir meine Sichtweise dazu etwas näherbringen.

Was es bedeutet, über eine erhöhte Wahrnehmungsfähigkeit zu verfügen

Etwa 20% der Menschen sind hochsensibel. Hochsensible Menschen, auch HSP (Highly Sensitiv Person) abgekürzt, nehmen mehr Reize aus der Umgebung und auch in sich selbst wahr. Ihr Nervensystem reagiert viel schneller und sie haben somit Zugriff auf viel mehr Informationen. Diese vielen Informationen wollen im Gehirn verarbeitet werden. In verschiedenen Untersuchungen konnte mittlerweile festgestellt werden, dass das hochsensible Gehirn anders arbeitet als andere Gehirne, denn es werden dort nicht nur viel mehr Reize wahrgenommen, sondern diese werden gründlicher und komplexer be- und verarbeitet. Manche Forscher bezeichnen das Gehirn hochsensibler Menschen auch als „Hochleistungsrechner“ und HSP als „Gehirn- Spitzensportler“. Wenn ich mir meinen Alltag als HSP  so anschaue, kann ich beide Begriffe nur bestätigen.

Und wie ein „Spitzensportler“ verbraucht diese komplexere und gründlichere Verarbeitung der vielen Wahrnehmungen sehr viel Energie, die dann manchmal recht schnell aufgefüllt werden möchte. Wenn du selbst hochsensibel bist, kennst du das sicher: Plötzlich ist der Akku leer und nichts geht mehr. Jetzt hilft nur noch Ruhe, etwas trinken und essen und manchmal muss sogar ein kurzer Schlaf sein, um wieder aktiv sein zu können.

Das ist die eine Seite der „Medaille“. Eine erhöhte Wahrnehmungsfähigkeit zu besitzen, kann aber auch bedeuten, sehr gut erspüren zu können, wenn irgendetwas nicht stimmt in der Beziehung, im Team bei der Arbeit oder zwischen Freunden. Und hochsensible Menschen sind sehr gut darin, die Bedürfnisse anderer Menschen wahrzunehmen und dann darauf einzugehen.

Außerdem ist es vielen HSP möglich, durch ihr „Hochleistungs- Gehirn“ komplexe Sachverhalte schnell zu erfassen, um die „Ecke“ zu denken und kreative Lösungsansätze für eine schwierige Fragestellung anzubringen. In einem Team kann das für „Nicht- Hochsensible“ durchaus eine Überforderung darstellen, was ich auch aus eigener Erfahrung kenne. Ich als HSP bin oft schon einige Schritte voraus gewesen und die Anderen konnten mir kaum oder gar nicht so schnell folgen in meinen Gedankengängen. Das hat das ein oder andere Mal zu Irritationen oder Spannungen geführt.

Hochsensible Menschen haben oft das Gefühl, irgendwie anders zu sein

Das bekomme immer wieder in meinen Einzelbegleitungen und Gruppenangeboten für HSP von ihnen erzählt: „Ich hatte mein Leben lang immer das Gefühl, irgendwie anders zu sein.“ Und meines Erachtens ist es ja auch tatsächlich so. Denn hochsensible Menschen nehmen anders wahr, denken anders und reagieren anders als normal sensible oder gar wenig sensible Mitmenschen. Im oberen Abschnitt habe ich dir das hoffentlich etwas vermitteln können.

Leider ist die moderne Welt eher laut, schnell und immer wieder unvorhersehbar und somit für hochsensible Menschen oft eine große Herausforderung. Es prasseln viel zu viele Reize in kürzester Zeit auf uns Menschen ein, die schnell verarbeitet werden sollen und meist eine sofortige Reaktion fordern. Ständig kann sich etwas im Außen ändern, worauf wir uns dann sofort ein- und umstellen sollen.

Das alles ist für Menschen mit erhöhter Wahrnehmungsfähigkeit kaum möglich, denn mit diesem Lebenstempo kann das hochkomplex wahrnehmende und verarbeitende Gehirn kaum mithalten. Hochsensible Menschen brauchen viel mehr Pausen und Rückzug, um das Wahrgenommene und Erlebte in Ruhe verarbeiten zu können und eventuelle Entscheidungen oder anstehende Schritte ebenfalls in Ruhe überdenken zu können. Sie brauchen auch mehr Zeit, um gut für sich selbst zu sorgen, sich zu entspannen und ihre Energie aufzutanken.

Und weil das so ist, brauchen HSP viel Verständnis und Rücksichtnahme von ihrem Umfeld, von Lebenspartnerin oder Lebenspartner, von Freuden, von Kolleginnen und Kollegen, in der Schule von Lehrerinnen und Lehrern…

Etwas mehr Rücksicht bitte – Ich bin hochsensibel!

Immer wieder höre ich von Klientinnen oder Klienten, die für sich erkannt haben, dass sie über eine erhöhte Wahrnehmungsfähigkeit verfügen und sich mit den Sonnen- und Schattenseiten der eigenen Hochsensibilität auseinandergesetzt haben, die Frage: Wie sage ich den Anderen, dass ich hochsensibel bin?

Eigentlich wäre dieser Satz „Etwas mehr Rücksicht bitte – Ich bin hochsensibel!“ dann doch naheliegend, um sich Anderen mitzuteilen, oder? Ich kann sehr gut nachvollziehen, dass hochsensible Menschen genau so das Verständnis und die Rücksichtnahme auf ihre Bedürfnisse und Herausforderungen einfordern möchten. Dennoch denke ich, dass dieser Satz wenig zielführend sein wird. Und ich möchte dir kurz erklären, warum ich das so sehe:

  • Was sollen andere Menschen mit dem Begriff „hochsensibel“ anfangen, außer dich dann vielleicht in die „Der/Die-ist-immer-so-empfindlich-Ecke“ zu stellen? Die meisten Menschen wissen bisher noch nicht, was Hochsensibilität ist und was es bedeuten kann, mit dieser erhöhten Wahrnehmungsfähigkeit den Alltag zu meistern.
  • Indem du Rücksicht verlangst, weil du hochsensibel bist, verstärkst du die Vorurteile deines Umfeldes, dass dir „ständig alles zu viel ist“ oder du „dich immer so anstellst und super-empfindlich bist“.
  • Für mich klingt dieser Satz auch etwas wie eine Entschuldigung, denn weil du hochsensibel bist, sollen die Anderen nun endlich Rücksicht nehmen. Du gehst quasi „in Deckung“ vor dem Leben um dich herum und lebst eher passiv als aktiv.

Ich hoffe, du kannst meine Erklärungen nachvollziehen.

Aber wie können sich HSP nun ihrem Umfeld am besten mitteilen?

Dein Umfeld kann nicht wissen, wie es dir in bestimmten Situationen geht. Statt dich zu rechtfertigen, dass du ja hochsensibel bist und jetzt Rücksicht brauchst, sage deinem Gegenüber, WIE es dir geht und WAS du in dieser Situation brauchst. Und statt einer Handlungsaufforderung, könntest du an dein Gegenüber eine Bitte äußern, wodurch es die Freiheit behält, die Bitte zu erfüllen oder auch nicht. Ich möchte dir hier ein paar Impulse dafür geben, wie du dich mitteilen könntest:

  • Du hattest einen Vormittag voller Termine bei der Arbeit und nun steht die Mittagspause mit den Kollegen an. Dann könntest du zu ihnen sagen: „Ich merke gerade, dass ich sehr müde vom arbeitsreichen Vormittag bin und nun gerne alleine etwas frische Luft schnappen möchte. Ich werde in der Pause spazieren gehen und wünsche euch guten Appetit.“
  • Du bist mit deinen Freundinnen unterwegs in einem Cafe und merkst, wie die Geräuschkulisse dich immer unruhiger werden lässt. Du könntest deinen Freundinnen dann sagen: „Die Geräuschkulisse hier im Raum wird für mich langsam sehr unangenehm und ich merke, wie ich unruhig werde. Ich würde mir wünschen, wir könnten gehen.“
  • Deine Partnerin oder den Partner ist genervt vom Tag und redet dich recht forsch an, was dich trifft. Dann könntest du zu ihr oder ihm sagen: „Ich nehme wahr, dass du einen anstrengenden Tag hattest und recht genervt bist. Mir ist allerdings wichtig, WIE du mit mir redest und ich möchte dich bitten, einen anderen Tonfall zu verwenden.“
  • Deine Freundin möchte mit dir am Abend überraschend ausgehen. Du hattest allerdings einen anstrengenden Tag und dein Kopf brummt von den vielen Eindrücken. Du könntest sagen: „Ich würde zwar gerne Zeit mit dir verbringen, merke aber, dass mir der anstrengende Tag in den Knochen sitzt und ich jetzt Ruhe und Zeit brauche, um das alles zu verdauen. Ich würde heute gerne zuhause bleiben und lieber an einem anderen Abend etwas mit dir unternehmen. Vielleicht kannst du das ja nachvollziehen?“

Vielleicht hast du es bereits bemerkt, dass diese Art der Kommunikation der Gewaltfreien Kommunikation nach Rosenberg (GFK) entspricht. Meines Erachtens ist die GFK für hochsensible Menschen eine sehr gute Möglichkeit, mit sich selbst besser in Kontakt zu gehen (Wie geht es mir gerade und welches Bedürfnis habe ich jetzt?) und sich verständlich seinem Umfeld mitzuteilen.

Fazit:

Als hochsensibler Mensch nimmst du anders wahr, denkst anders und reagierst anders als die restlichen 80% der Gesellschaft. Somit können normal sensible oder wenig sensible Menschen nicht wissen, wie es dir in bestimmten Situationen geht. Statt dich zu rechtfertigen, dass du hochsensibel bist und dein Gegenüber Rücksicht zu nehmen hat, teile ihm mit, WIE es dir gerade geht und WAS du nun brauchst. Hilfreich dabei ist ein vorwurfsfreier Tonfall. Dadurch gibst du deinem Umfeld die Chance, dein Innenleben und deine daraus resultierenden Bedürfnisse besser nachvollziehen zu können. Und das wiederum wird das Verständnis für dein „So-sein“ und die Rücksichtnahme auf deine Bedürfnisse sicher fördern.

Schreibe gerne unten einen Kommentar, wie du das siehst und welche Erfahrungen du als HSP in der Kommunikation mit Anderen gemacht hast! Ich freue mich auf deine Rückmeldung…

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Ich unterstütze dich gerne dabei, dein Leben als HSP anders zu gestalten!