Warum das Lösen von Herausforderungen und Problemen mit etwas Abstand besser gelingt

Vielleicht kennst du das auch, dass manchmal, wenn du versuchst einen Knoten zu lösen (zum Beispiel in einer Schnur oder einem dünnen Faden), er immer fester zu werden scheint anstatt lockerer? Und so ist es oft auch mit Problemen und Herausforderungen im Leben: Je mehr ich darüber nachdenke und sprichwörtlich „daran rummache“, desto fester wird mein „Knoten im Kopf“ und es fühlt sich so an, als würde ich mich immer weiter von einer geeigneten Lösung entfernen.

Doch warum ist das eigentlich so?

Dazu fällt mir ein, wie ich finde, ganz passendes Zitat von Albert Einstein ein:

„Probleme kann man nie mit derselben Denkweise lösen, durch die sie entstanden sind.“

 Albert Einstein

Natürlich gibt es im Leben immer wieder Gegebenheiten, die für uns ungünstig sind, uns in schwierige Situationen bringen und die wir vielleicht sogar gar nicht wirklich beeinflussen können, wie zum Beispiel eine Kündigung wegen Stellenabbau in einem Unternehmen.

Dennoch entstehen solche Situationen, die uns herausfordern, oft durch unsere eigenen Gedanken, Einstellungen, Glaubenssätzen und daraus resultierender Verhaltensweisen und Reaktionen. Das heißt, durch eine bestimmte Denkweise hat sich eine Situation (oft über längere Zeit) entwickelt, die dann irgendwann zu einem recht großen Problem wird und fast unlösbar scheint. In solchen Situationen kreisen die Gedanken fast pausenlos um das entstandene Problem und man befindest sich in einer sogenannten „Problem- Trance“. Hast du vielleicht auch schon mal erlebt und weißt jetzt, wovon ich rede. Sätze, wie „Das ist alles so schlimm, das kann ich nicht bewältigen.“, „Warum passiert so etwas immer mir?“, „Das ist alles so unfair, ich habe doch gar nichts Schlimmes getan.“, „Was soll ich nur machen?“, gehen dir dann vielleicht permanent durch den Kopf.

Doch durch so eine „Problem- Trance“ wirst du kaum eine geeignete Lösung für deine Herausforderung finden, da sie dein „Sichtfeld“ und deine Kreativität zur Entwicklung von Lösungsstrategien sehr einschränkt. Das meint eben auch Albert Einstein in seinem Zitat. Es ist außerordentlich hilfreich, aus der „Problem- Trance“ herauszufinden und in die Lösungsorientierung zu kommen.

Lösungsorientierung statt „Problem- Trance“ – Wie kann das gelingen?

Am besten mit einer anderen Denkweise, die ein offenes „über-den-Tellerrand-schauen“ ermöglicht und dadurch kreative Lösungsansätze hervorbringen kann.

„Der Geist ist wie ein Fallschirm: Er funktioniert nur, wenn er offen ist.“

 Thomas Dewar

Das hört sich jetzt ganz logisch und leicht an, ist es aber im Alltag oft überhaupt nicht. Denn unser Alltagsleben läuft meist in sehr strukturierten Bahnen, in denen wir eingebunden sind beziehungsweise es uns bequem gemacht haben (= Komfortzone). Alles ist vorhersehbar, vertraut und vermittelt dadurch Sicherheit. Neue Ideen, kreative Lösungen und andere Gedankengänge sind so aber kaum möglich.

Aber wie könnte ich nun meinen Geist öffnen, um auf andere Gedanken und Lösungen zu kommen? In meiner Erfahrung geht das recht gut mit etwas räumlichen Abstand! Sobald du in einer anderen, dir vielleicht unbekannten und neuen Umgebung bist, wirst du bemerken, wie deine Probleme und Herausforderungen tatsächlich weiter weg zu sein scheinen. Dadurch, dass du aus deiner gewohnten Umgebung und somit deinen gewohnten Strukturen raus bist, musst du anders agieren und dich auf andere Gegebenheiten einstellen. Dein Gehirn/ dein Geist wird nun ganz anders gefordert, muss umdenken und sich mit anderen Strukturen im Außen zurechtfinden.

„Nur wer sich auf den Weg macht, wird neues Land entdecken.“

 Alexander von Humboldt

Und durch die andere Arbeitsweise deines Geistes fernab der gewohnten, mitunter einengenden Strukturen deiner Komfortzone kann es passieren, dass du plötzlich neue Ideen und mögliche Lösungsansätze für dein Problem siehst. Zumindest ist das bei mir schon oft der Fall gewesen! Im Urlaub oder zu Besuch bei anderen Menschen oder in anderen Städten fiel mir auf einmal eine neue Möglichkeit ein, wie ich meine problematische Situation vielleicht bewältigen könnte.

Doch es muss gar nicht immer gleich ein mehrtägiger Urlaub sein, der dir Abstand von deinen Problemen verschafft!

Nicht immer wirst du die Möglichkeit haben, durch einen Urlaub einen räumlichen Abstand zu bekommen, sei es aus finanziellen oder anderen Gründen. Doch das ist gar nicht unbedingt ein Nachteil, denn es kann auch schon sehr hilfreich sein, auf mentaler Ebene auf Distanz zu gehen.

Und deshalb möchte ich dir nun noch zwei Möglichkeiten vorstellen, wie du das machen kannst:

Möglichkeit Nr. 1: Mit deiner Vorstellungskraft

Einer meiner Lieblingssprüche ist: „Vom Mond aus betrachtet, ist alles gar nicht mehr so schlimm.“

Und so meine ich das jetzt auch: Setze dich einmal in Ruhe hin und lasse in dir das Bild entstehen, du wärst jetzt auf dem Mond, also sehr weit von der Erde und deinem Problem weg, und würdest von da aus auf deine schwierige Situation schauen.

Wenn es dir schwerfällt, in dir ein solches Bild entstehen zu lassen, kannst du dir auch vorstellen, wie du im Kino sitzt, vor dir die weiße Leinwand siehst und dort entstehen jetzt die Bilder deiner problematischen Situation (vom Mond aus betrachtet). Wie auch immer du deine inneren Bilder bekommst, sieh dir die Szenerie dann genau an: Was siehst du ganz genau? Welche Personen sind dabei? Wie stehen sie zueinander und was sagen sie? Sind irgendwelche Muster zu erkennen? Kennst du diese Muster vielleicht auch aus anderen Situationen in deinem Leben?

Wenn du dein Problem dann gut erfasst hast, überlege dir weiter, welche möglichen Lösungsansätze gäbe es dafür? Was zeigt sich dir vielleicht durch diese „Beobachter- Perspektive“ von oben/ außen? Aus dieser inneren Distanz heraus wird es dir viel besser gelingen, geeignete Lösungswege zu finden und auch erste Teilschritte in diese Richtung zu planen. Denn durch diese distanzierte Betrachtung gehst du innerlich quasi auf eine andere Ebene, auch „Meta- Ebene“ genannt, wo du Zusammenhänge besser erkennen und die mit der Situation verbundenen Gefühle separieren/ außen vorlassen kannst.

Möglichkeit Nr. 2: Mit „Boden- Ankern“ arbeiten

Die „Boden- Anker“ sind eine Technik aus der systemischen Aufstellungsarbeit, wobei du mit Kärtchen arbeitest. Ich erstelle mir solche Kärtchen immer selbst aus verschieden farbigen, etwas dickeren Blättern (als Kreise oder Rechtecke).

Im Prinzip funktioniert das ähnlich, wie die Arbeit mit inneren Bildern, nur sind die Boden- Anker viel greifbarer, weil sie ja direkt zu sehen sind. Auch hier gehst du auf die „Meta- Ebene“ und kommst dadurch auf Distanz zu deinen Gefühlen, die eine Lösungsentwicklung ansonsten erschweren würden. Du beschreibst dabei die Kärtchen mit wichtigen Personen (z.B. Vorgesetzter, Partner oder Familienmitglieder) oder Teil- Aspekten deines Problems (z.B. Kündigung, Trennung oder Krankheit etc.) und verteilst die Kärtchen dann auf dem Boden, wie es sich für dich stimmig anfühlt beziehungsweise dein Problem am besten darstellt.

Wenn du alle Kärtchen positioniert hast, trete tatsächlich einen Schritt zur Seite und betrachte deine Boden- Anker von außen und frage dich: Was siehst du genau? Welche Personen sind dabei? Wie stehen sie zueinander? Einander zugewandt oder drehen sie sich weg? Sind irgendwelche Muster zu erkennen? Kennst du diese Muster vielleicht auch aus anderen Situationen in deinem Leben? Du kannst auch mal die Perspektive einer anderen Person einnehmen, indem du dich auf „ihr Kärtchen“ stellst und wahrnimmst, wie es dort so ist. Das kann dir helfen, das Verhalten dieser Person etwas besser zu verstehen. Und vielleicht hilft das sogar bei deiner Lösungsfindung.

Wenn du dein Problem gut dargestellt hast mit deinen Boden- Ankern, überlege dir, welche möglichen Lösungsansätze gäbe es dafür? Was zeigt sich dir vielleicht durch diese „Beobachter- Perspektive“ von oben/ außen? Nun kannst du verschiedenen Lösungsansätze auf verschiedene Kärtchen schreiben und ebenfalls auf dem Boden platzieren. Stelle dich nun am besten direkt auf ein Kärtchen und spüre einen Augenblick in dich hinein: Wie geht es dir auf diesem Boden- Anker mit dieser Lösung für dein Problem? Welche Gefühle bemerkst du in dir dabei? Wie stehst du auf dem Kärtchen, stabil oder eher wackelig? Lass deine Wahrnehmungen auf dieser Karte mit dieser Lösung kurz wirken (vielleicht magst du dir ein paar Stichworte dazu auf dieses Kärtchen schreiben) und stelle dich dann auf einen anderen Boden- Anker mit einer anderen Lösung. Das machst du so für alle gefundenen Lösungen. Es kann sogar sein, dass dir dabei noch weitere Lösungswege einfallen.

Wie du siehst, sind beide Möglichkeiten ähnlich, denn sie bringen dich auf Distanz zu deiner herausfordernden Situation und dem damit verbundenen Gefühlschaos, verschaffen dir dadurch einen Über- Blick, lösen dich somit aus der „Problem- Trance“ und geben dir die Möglichkeit, kreative Lösungsansätze zu finden. Während bei der Arbeit mit inneren Bildern alles durch deine Vorstellungskraft in deinem Kopf abläuft, kannst du bei der Arbeit mit „Boden- Ankern“ alles etwas greifbarer machen und verschiedene Lösungen direkt „ausprobieren“ und auf dich wirken lassen.

Fazit:

Auch wenn du immer wieder in Situationen von außen kommen wirst, die du nicht beeinflussen kannst, entstehen viele Schwierigkeiten und Probleme in deinem Leben durch deine eigene Denkweise, Einstellungen, Glaubenssätze und daraus resultierender Verhaltensweisen und Reaktionen. Dadurch kann es auch geschehen, dass du in eine „Problem- Trance“ gerätst, die dein „Sichtfeld“ und deine Kreativität zur Entwicklung von Lösungsstrategien sehr einschränkt.

Um aus dieser Problem- Trance in die Lösungsorientierung zu kommen, sind oft andere Denk- und Sichtweisen hilfreich, die du am besten mit etwas Abstand entwickeln kannst. Diesen Abstand kannst du rein physisch bekommen, indem du für eine gewisse Zeit in den Urlaub oder eben eine andere Umgebung fährst. Wenn du aus finanziellen oder anderen Gründen nicht die Möglichkeit hast wegzufahren, dann kannst du dennoch mental auf Distanz zu deinem Problem gehen, zum Beispiel mit deiner Vorstellungskraft oder die Arbeit mit „Boden- Ankern“.

Und wenn du alleine doch nicht weiterkommst oder gerne Unterstützung hättest, dann wende dich gerne an einen Coach, Beraterin/Berater oder eine andere Vertrauensperson, die dich dabei begleitet.

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