Achtsam leben mit Hochsensibilität – Wie kann Achtsamkeit das Leben hochsensibler Menschen bereichern?

Hochsensibel zu sein in einer „lauten und schnellen Welt“ ist nicht immer einfach und stellt Menschen mit diesem Wesenszug mitunter vor vielfältige Herausforderungen.

Was bedeutet Hochsensibilität eigentlich?

Der Begriff „Hochsensibilität“ leitet sich vom englischen Begriff „HSP – Highly Sensitive Person“ ab. Das bedeutet, dass hochsensible Menschen eine feinere Wahrnehmung haben. Ihre Wahrnehmungskanäle sind offener und nehmen somit mehr Informationen aus der Umwelt wahr und auf. Man kann sich das auch so vorstellen, dass der Filter, durch den die vielen Wahrnehmungen jederzeit im Gehirn gefiltert werden, bei HSP großporiger und dadurch durchlässiger ist. Außerdem haben Forscher herausgefunden, dass Hochsensible Menschen die aufgenommen Eindrücke im Gehirn tiefer und komplexer verarbeiten. Sie müssen also mehr Informationen intensiver verarbeiten, was dazu führen kann, dass sie sich in stark stimulierenden Situationen überfordert fühlen. Das können volle Einkaufsläden sein, volle Straßenbahnen, Großraumbüros oder auch Familienfeiern.

Aber es gibt natürlich nicht nur diese Seite der feineren Wahrnehmung. So nehmen HSP mehr Details in der Umgebung wahr (Farben, Formen, Stimmungen), sind gewissenhaft, sorgfältig, empathisch und sehr begeisterungsfähig, können Querdenken und komplexe Zusammenhänge herstellen, haben ein hohe soziale Kompetenz und einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn. Hochsensibilität ist somit ein Persönlichkeitsmerkmal (KEINE Krankheit!), welches große Potentiale beinhaltet, aber eben auch gewisse Herausforderungen mit sich bringt.

Etwa 15 bis 20 % der Bevölkerung hat diese hochsensible Veranlagung, und zwar Frauen und Männer zu gleichen Anteilen. Je nach Ausprägung können dabei verschiedene Hochsensibilitätsformen unterschieden werden:

  • sensorische Hochsensibilität,
  • emotionale Hochsensibilität,
  • kognitive Hochsensibilität und
  • spirituelle Hochsensibilität.

Welche Herausforderungen haben hochsensible Menschen zu meistern?

Man kann sich das sicher gut vorstellen: Sehr viel aus der Umgebung wahrzunehmen, wie zum Beispiel sämtliche Gerüche, Geräusche und die unterschiedlichsten Stimmungen anderer Menschen, kann schnell zu viel werden. Das vegetative Nervensystem von hochsensiblen Menschen ist durch die häufige Überstimulierung in einem andauernden Zustand der Übererregung. Deshalb fühlen sich HSP schneller überreizt, überfordert und gestresst als weniger sensible Menschen. Sie brauchen mehr Pausenzeiten, Ruhe und Rückzugsmöglichkeiten, um dieser Übererregung entgegen zu wirken, sich zu erholen und die ganzen Eindrücke zu verarbeiten.

Viele hochsensible Menschen empfinden es als Fehler, weniger belastbar als andere zu sein und häufig haben sie das Gefühl „nicht in Ordnung zu sein“, „nicht dazu zu gehören“ oder „irgendwie anders zu sein“. Leider bekommen viele hochsensible Menschen schon als Kind solche Gefühle von ihrem Umfeld vermittelt. Bemerkungen wie „jetzt reiß dich doch mal zusammen“, „warum bist du denn immer so empfindlich“ oder „sei doch nicht immer so eine Mimose“ können allerdings bewirken, dass sich Menschen mit diesem Wesenszug…

  • unverstanden und nicht akzeptiert fühlen,
  • sich hinter einer „Schutz- Mauer“ verstecken,
  • ihre eigenen Bedürfnisse ignorieren oder
  • sich nur noch an ihrem „normalen Umfeld“ orientieren und sich selbst kaum noch wahrnehmen.

Dadurch kann es passieren, dass sich HSP sehr weit von sich selbst entfernen, sich permanent selbst überfordern („ich muss so stark sein, wie die anderen“) und ihnen Abgrenzung anderen gegenüber sehr schwerfällt (z.B. nicht „Nein“ sagen können, „Helfer- Syndrom“).

Wie kann ein guter Umgang mit diesen Herausforderungen und „Schattenseiten“ der Hochsensibilität gelingen?

Hochsensibilität ist ein Wesenszug und somit fester Bestandteil der Persönlichkeit. Es ist also nicht möglich, das irgendwie „abzustellen“. Auch kann man Hochsensibilität nicht weg therapieren, da es ja keine Krankheit ist. Als Allererstes ist es somit wichtig, die eigene Hoch-sensibilität zu erkennen und als Teil der eigenen Persönlichkeit zu akzeptieren.

Ist dieser Schritt erst einmal getan, dann ist es sehr hilfreich, die verschiedenen Aspekte der eigenen Hochsensibilität kennen zu lernen (In welchen Bereichen bin ich hochsensibel?) und die damit verbundenen Stärken als auch die „Schattenseiten“ herauszufinden. Nach dieser „Selbst- Erkenntnis“ kann dann die „Selbst- Entwicklung“ folgen.

 

Das Konzept der Achtsamkeit ist dazu besonders gut geeignet.

 

Doch was ist Achtsamkeit eigentlich?

Jon Kabat- Zinn, der Begründer der Achtsamkeitsbasierten Stressreduktion (MBSR), definiert Achtsamkeit sehr knapp und präzise: „Achtsamkeit ist die Bewusstheit, die dadurch entsteht, indem man auf eine bestimmte Weise Aufmerksamkeit kultiviert: absichtsvoll, von Moment zu Moment und ohne zu urteilen.“

Etwas ausführlicher hat der buddhistische Mönch Nyanaponika Thera auf diese Frage geantwortet: „Reine Aufmerksamkeit ist das klare und ausgerichtete Gewahrsein dessen, was tatsächlich in jedem Moment der Wahrnehmung um uns und in uns geschieht…Aufmerksamkeit/ Achtsamkeit ist dann ein reines Registrieren der beobachteten Tatsachen, ohne auf sie durch Handeln, Sprechen oder mentale Kommentare zu reagieren.“

Kurz gesagt: Wenn wir achtsam sind, dann beobachten wir unsere momentanen Körper-empfindungen, Gedanken und Gefühle, ohne diese zu beurteilen oder irgendwie anders darauf einzugehen und sind dabei voll und ganz präsent im Augenblick!

 

Welche Möglichkeiten gibt es, Achtsamkeit zu kultivieren?

Um Achtsamkeit zu praktizieren, gibt es zwei Möglichkeiten:

  • die formelle Achtsamkeitspraxis und
  • die informelle Achtsamkeitspraxis

Zur formellen Achtsamkeitspraxis gehört die Meditation. Das bedeutet sich im Alltag Zeit zu nehmen und eine Meditationsübung durchzuführen. Dies kann eine kurze oder auch längere Übung sein und im Sitzen, Stehen, Gehen oder Liegen ausgeführt werden. Man steigt also ganz bewusst für eine Weile aus dem Alltagsablauf aus und meditiert.

Im Gegensatz dazu liegt eine informelle Praxis vor, wenn man Achtsamkeit auf etwas richtet, das man im Laufe des Alltags sowieso gerade ausführt. Das kann zum Beispiel bedeuten, sich beim morgendlichen Zähneputzen oder auch beim Einkaufen zu beobachten und dadurch der eigenen Körperempfindungen, Gedanken und Gefühle im Augenblick bewusst zu werden. Somit bringt man mehr Achtsamkeit in den Alltag hinein.

Um im Alltag achtsamer sein zu können (informelle Praxis), ist es unumgänglich, regelmäßig zu meditieren und sich dadurch in formeller Achtsamkeitspraxis zu üben.

 

Achtsam leben mit Hochsensibilität – Wie kann Achtsamkeit das Leben hochsensibler Menschen bereichern?

Mancher Hochsensible mag sich jetzt vielleicht fragen, warum er oder sie die oft zu vielen Wahrnehmungen genau registrieren sollte. Sind diese denn nicht sowieso schon immer zu überfordernd? Die Antwort lautet: Nur, wenn ich darauf einsteige, die vielen Wahrnehmungen interpretiere und mich mit der Überforderung identifiziere. Durch die regelmäßige Praxis des Meditierens (formelle Achtsamkeitspraxis) aktiviert man seinen „inneren Beobachter“ und nimmt quasi wie von außen und mit Abstand alles wahr, was gerade da ist. Dadurch bekommt man einen anderen Blickwinkel und einen größeren Bezugsrahmen, was unwahrscheinlich entlastend und entspannend wirken kann: Man nimmt einfach nur wahr und muss nicht darauf reagieren.

  • Meditation bringt Stille:

Hochsensible Menschen brauchen immer wieder Rückzugsmöglichkeiten und Pausen, um sich der Reizüberflutung entziehen zu können. Sich im Tagesablauf bewusst Zeit für Meditation zu nehmen, stellt eine sehr gute Rückzugsmöglichkeit dar. Während der Meditation kann sich das Gehirn in einer „reizarmen Umgebung“ sehr gut erholen und regenerieren. Dazu ist es wichtig, sich einen ruhigen Ort zu suchen, wo man wirklich für eine Weile ungestört ist.

Fängt man an zu meditieren, ist es sicherlich erst einmal eher im Außen still und im Inneren vielleicht sehr unruhig und bewegt. Aber sehr bald stellt sich auch im Inneren viel schneller Ruhe und Gelassenheit ein.

  • Achtsamkeit fördert Präsenz und Selbstwahrnehmung:

Viele Hochsensible Menschen sind nicht wirklich präsent, da sie sich entweder hinter einer „dicken Schutzmauer“ verbarrikadiert haben oder permanent mit ihrer Aufmerksamkeit im Außen sind, ihre feinen Antennen auf die nächste Wahrnehmung (zum Beispiel die Stimmungen der Anderen) ausrichten und sich dadurch sehr weit von sich selbst entfernen. Beides bewirkt, dass derjenige von seinen Mitmenschen kaum als eigenständige Person wahrgenommen wird: Der Mensch hinter einer Schutzmauer ist nicht zu sehen und jemand, der sich ständig am Außen orientiert, ist auch nicht zu erkennen. Oft berichten Hochsensible Menschen, dass sie sich selbst kaum noch als eigenständige Personen mit ihren vielfältigen Facetten und Bedürfnissen wahrnehmen.

Sowohl bei der Meditation (formelle Achtsamkeitspraxis) als auch durch Achtsamkeit im Alltag (informelle Praxis) lenkt man die Aufmerksamkeit immer wieder auf sich selbst: Man nimmt Eindrücke von außen wahr und bringt dann die Aufmerksamkeit immer und immer wieder auf die eigenen Körperempfindungen, Gefühle und Gedanken zurück. Das schult die Selbstwahrnehmung und bewirkt, dass man im Allgemeinen viel präsenter wird.

Für hochsensible Menschen kann das somit bedeuten, immer wieder in Kontakt mit sich selbst zu gehen und auch bei sich zu bleiben, sich selbst wieder mehr wahrzunehmen, besser kennenzulernen und sich dadurch auch im Außen mehr zu zeigen, eben präsenter für Andere zu sein. Außerdem gelingt durch eine bessere Präsenz und Selbstwahrnehmung die Abgrenzung anderen gegenüber viel besser. Das ist für viele Hochsensible Menschen ein enormer Gewinn, da sie oft Schwierigkeiten mit der eigenen Abgrenzung haben.

  • Achtsamkeit fördert Selbstakzeptanz, Selbstvertrauen und Selbstmitgefühl:

Wie bereits am Anfang dargestellt, haben viele hochsensible Menschen das Gefühl „nicht in Ordnung“ zu sein. Leider haben sie das schon sehr früh in ihrem Leben wiederholt von ihrem Umfeld auch so vermittelt bekommen. Wenn andere Menschen diese hochsensible Seite nicht akzeptieren können, verwundert es nicht, dass sich Hochsensible Menschen oft selbst auch nicht so akzeptieren, wie sie nun mal sind. Manche HSP sagen mitunter, „sie wünschten, sie würden nicht so viel fühlen“.

Das Umfeld kann oft die differenzierten Wahrnehmungen von sensibleren Menschen nicht nachvollziehen und reagiert dann mit Unverständnis („Was du da wahrnimmst, kann nicht sein.“). Das wiederrum kann zur Folge haben, dass dieser Hochsensible Mensch irgendwann seiner eigenen Wahrnehmung nicht mehr vertraut und selbst denkt, er bildet sich das alles nur ein.

Eine logische Schlussfolgerung vieler Menschen mit diesem Wesenszug ist es deshalb, ihre hochsensible Veranlagung einfach zu ignorieren und so zu tun, als hätte man genauso viel Energie wie die „Anderen“. Bei Gefühlen der Überforderung sagen sie sich dann selbst: „Ich muss so stark sein, wie die Anderen und mich nicht immer so anstellen.“

In der Meditation übt man, alles wahrzunehmen, was sich zeigt, ohne zu urteilen oder zu interpretieren. Mit der Zeit lernt der Meditierende immer besser, das was er wahrnimmt, einfach zu akzeptieren und nicht ständig zu hinterfragen. Das fördert die Selbstakzeptanz und natürlich das Vertrauen in die eigenen Wahrnehmungen. Hochsensible Menschen haben dadurch die Möglichkeit, ihre vielfältigen Wahrnehmungen wieder besser kennenzulernen, sich selbst und ihren Fähigkeiten mehr zu vertrauen und sich dann auch zu akzeptieren, so wie sie sind.

Mit mehr Selbstakzeptanz wird es hochsensiblen Menschen gelingen, wieder freundlicher und mitfühlender zu sich selbst zu sein. Sie werden sich die Pausen gönnen, die sie im Alltag brauchen, sich bei schwierigen Situationen gut zureden und sich selbst öfter mal etwas Gutes tun. Die Mitgefühlsmeditation und die Übung der Selbstmitgefühlspause sind zum Beispiel dafür besonders gut geeignet.

  • Achtsamkeit ist Selbstfürsorge:

Wenn man regelmäßig meditiert und versucht, immer mehr achtsame Augenblicke in den Alltag einzubauen, bedeutet das, sich selbst aktiv zuzuwenden, sich und seine Befindlichkeiten wichtig zu nehmen und sich gut um sich selbst zu kümmern. Achtsamkeit zu praktizieren, heißt also auch, Selbstfürsorge zu praktizieren. Dies ist für Hochsensible Menschen ebenfalls ein großer Gewinn, denn oft sind sie sehr mitfühlend mit Anderen und „vergessen“ dabei, sich um sich selbst zu kümmern (Stichwort „Helfersyndrom“).

 

Wie können hochsensible Menschen Achtsamkeit in ihr Leben integrieren?

Hast du deine hochsensible Veranlagung erkannt und möchtest nun mehr Achtsamkeit in dein Leben integrieren, gibt es verschiedene Möglichkeiten dafür:

  • Du lernst in einem Achtsamkeitskurs verschiedene Meditationen und das Konzept der Achtsamkeit kennen.
  • Du kannst dir die Übungen natürlich auch selbst zu Hause aneignen. Allerdings bietet ein Kurs den Vorteil, dich mit anderen Teilnehmern, die vielleicht auch hochsensibel sind, auszutauschen. Außerdem haben solche Gruppen eine ganz eigene, hilfreiche Dynamik und stärken die Verbundenheit. Das wiederum verringert Gefühle von Einsamkeit, mit denen Hochsensible Menschen häufig zu kämpfen haben.
  • Du nimmst dir regelmäßig Zeit für die formelle Achtsamkeitspraxis = Meditation und schaffst dir einen entsprechenden Raum dafür in deinem zu Hause. Am besten wäre es, täglich zu meditieren. Wenn dir das nicht gelingt, versuche zumindest, regelmäßig jede Woche zu meditieren. Dafür gibt es kein Allgemeinrezept, da jeder Mensch unterschiedliche Möglichkeiten hat.
  • Du überlegst dir, welche Tageszeit für dich am besten zur Meditation geeignet ist: morgens, nach der Arbeit oder abends vor dem Schlafen etc.
  • Du legst selbst fest, wie lange du meditieren möchtest. Es ist allerdings ratsam, nicht allzu kurz zu üben, da es immer eine Weile dauert, bis man in der Meditation angekommen ist. Mindestens 10 bis 15 Minuten sind sinnvoll, besser sind 20 bis 25 Minuten. Du wirst deine optimale Zeit herausfinden.
  • Hast du dann bereits etwas Erfahrung in formeller Achtsamkeitspraxis gesammelt und gelingt es dir gut, dich auf die selbst zu fokussieren, kannst du auch mit der informellen Praxis anfangen. Dazu kannst du in verschiedenen Alltagssituationen bewusst darauf achten, was du wahrnehmen kannst an Körperempfindungen, Gefühlen und Gedanken. Zum Beispiel beim Hände waschen: Wie fühlt sich das Wasser auf deiner Haut an? Wie ist es, sich selbst die Hände zu halten/ zu berühren? Was macht dein Geist dabei? Kannst du bei dem Vorgang bleiben oder schweifen deine Gedanken ab? Wichtig dabei, ist immer daran zu denken: Du nimmst nur wahr, ohne zu beurteilen/ interpretieren!
  • Übe Achtsamkeit nicht nur in „angenehmen Situationen“, wie Hände waschen oder Pflanzen gießen, sondern auch mal in für dich als Hochsensibler Mensch eher unangenehmen Situationen, wie eine Fahrt im vollen Bus oder die Begegnung mit einem anstrengenden Kollegen.
  • Wichtig ist auch, Geduld mit dir zu haben und an der Achtsamkeitspraxis dran zu bleiben. Es heißt nicht umsonst „Praxis“. Man muss Achtsamkeit regelmäßig praktizieren, um Ergebnisse bemerken zu können. Übung macht auch hier den Meister!

Fazit:

Durch Achtsamkeit können hochsensible Menschen (HSP) ihrem bisherigen Leben eine neue Richtung geben und sich selbst weiterentwickeln. Dadurch wird es ihnen möglich sein, besser mit den Herausforderungen umgehen zu können, die ihre Hochsensibilität mit sich bringt. Ihr Leben wird leichter, gelassener, zufriedener und entspannter. Achtsam zu leben, kann den Alltag von Hochsensiblen Menschen somit sehr bereichern.

→ Dieser Artikel von mir ist ursprünglich am 02.05.2019 auf dem Online- Portal „Ratgeber Lifestyle“ veröffentlicht worden: Achtsam leben mit Hochsensibilität

Du bist hochsensibel und möchtest deinen Alltag durch Achtsamkeit anders gestalten und mehr Lebensfreude, Gelassenheit und Selbstakzeptanz für dich erreichen?

Dann nimm doch einfach mal an einem Achtsamkeitskurs für HSP „Achtsame Hochsensibilität“ teil und lerne zusammen mit anderen hochsensiblen Menschen verschiedene Meditationen und Hintergründe zum Konzept der Achtsamkeit kennen. Diese 8- wöchigen Kurse finden mehrmals im Jahr sowohl in Präsenz in meiner Praxis in Bielefeld als auch online per Zoom statt.

Wann der nächste Achtsamkeitskurs für HSP stattfindet, kannst du hier nachlesen: https://www.entwicklungswege-coaching.de/termine/hochsensibilitaet-hochsensible-menschen-hsp/

In der Natur entspannen

Viele Menschen haben inzwischen verstanden, dass es wichtig ist, etwas gegen ihren Stress und dessen Folgen zu unternehmen und für Entspannung zu sorgen. Mir ist allerdings in den vielen Jahren, in denen ich Entspannungskurse anbiete, aufgefallen, dass die Menschen eher nur im Herbst und Winter solche Angebote nutzen.

Natürlich ist es verständlich, dass sich viele lieber draußen aufhalten, solange es länger hell und wärmer ist. Dennoch sind wir das ganze Jahr über unseren Stressoren ausgesetzt und sollten auch im Frühjahr und Sommer etwas tun, um zu entspannen und zur Ruhe zu kommen.

Wenn du auch in den wärmeren und helleren Jahreszeiten lieber draußen in der Natur bist und nun gerne wissen möchtest, wie du dabei entspannen und deine Energiereserven auffüllen kannst, dann habe ich in diesem Artikel ein paar Ideen für dich.

Entspannung bedeutet, auf die Bremse zu treten

Bevor ich dir meine Ideen vorstelle, möchte ich hier kurz noch beschreiben, was Entspannung eigentlich ist: Wenn du dich entspannst, dann kommst du aus einem Zustand übersteigerter Tätigkeit (= körperliche und geistige Aktivität und Anspannung) in einen Zustand körperlich, geistig- mentalen und seelischen Gleichgewichts zurück. Alles in dir beruhigt sich und kann seinen Normalzustand wiedererlangen. Zum Beispiel lockern sich deine Muskeln, die Stresshormone und der Blutdruck sinken und die Gedanken werden ruhiger.

Für die Aktivität und Anspannung ist der Sympathikus zuständig, das „Gaspedal“ in deinem vegetativen Nervensystem (VNS). Für die Entspannung und Rückkehr zum Normalzustand ist der Parasympathikus als „Bremse“ im vegetativen Nervensystem verantwortlich. Das bedeutet also, um zu entspannen, solltest du auf die „Bremse“ treten und deinen Parasympathikus aktivieren.

Hier sind 8 Ideen, wie du draußen und in der Natur deinen Parasympathikus/ deine Bremse aktivierst

Idee Nr. 1: Beobachte etwas Langsames

Wenn du zum Beispiel eine Schildkröte, eine Schnecke oder ein anderes Tier beobachtest, welches sich nur sehr langsam bewegt, wird deine „innere Bremse“ aktiviert und diese Langsamkeit kann sich auf dich übertragen. Auch wenn du dir etwas Langsames mit geschlossenen Augen einfach nur vorstellst, vielleicht auf einer Parkbank sitzend, hat das einen ähnlichen Effekt für dein vegetatives Nervensystem und den Parasympathikus.

Idee Nr. 2: Beobachte etwas mit einer wiederkehrenden Schwingung

Neben Langsamkeit beruhigt auch das Beobachten von wiederkehrenden Schwingungen, zum Beispiel einem im Wind schwingenden Vorhang oder einer Fahne, dein vegetatives Nervensystem.

Idee Nr. 3: Beobachte etwas im Wasser

Wenn du auf einer Brücke stehst, die über einen Bach oder kleinen Fluss führt, dann wirf einmal Äste, Blätter oder Blüten ins Wasser und beobachte, wie diese von der Strömung weggetragen werden. Das Wasser fließt vielleicht nicht unbedingt langsam, aber dafür gleichmäßig und diese Gleichmäßigkeit wirkt auf dich beruhigend und stärkt deinen Parasympathikus.

Idee Nr. 4: Geräusche in der Nähe wahrnehmen

Wenn du in einem Park oder woanders in der Natur unterwegs bist, dann bleib stehen oder setze dich kurz einmal hin und schließe deine Augen. Und nun nimm wahr, was es in deiner Nähe zu hören gibt, wie etwa das gleichmäßige Rascheln von Blättern im Wind oder das leise Rauschen eines Baches oder Flusses, und bleibe für ein paar Minuten bei der Wahrnehmung dieser Geräusche. Das wird dich ebenfalls zur Ruhe kommen lassen und entspannen.

Idee Nr. 5: Atmen und Gehen

Im Stress wird unsere Atmung oft flacher und wir atmen tiefer ein als aus. Das wiederum aktiviert den Sympathikus, unser Gaspedal, und führt eher zu noch mehr Aktivität. Möchtest du nun etwas für deine Entspannung tun, kannst du dich im bewussten Atmen üben. Anfangs ist es sicher leichter, das Ein- und Ausatmen gleich lang zu gestalten. Das kannst du in der Natur üben, indem du beim Gehen auf einem Weg oder Wiese oder aber auch beim Hinuntergehen einer Treppe bewusst über 3 bis 5 Schritte oder Stufen gleichmäßig ein und wieder ausatmest. Das heißt, du atmest zum Beispiel über 5 Schritte ein und danach über 5 Schritte wieder aus. Damit das gut klappt, ist es hilfreich, nicht nur mit dem Brustkorb zu atmen, sondern auch das Zwerchfell und den Bauch mit einzubeziehen.

Mit etwas Übung kannst du dann das bewusste Atmen im Gehen noch etwas verändern und doppelt so lange ausatmen als einatmen, zum Beispiel über 3 Schritte ein und 6 Schritte ausatmen oder über 4 Schritte ein und 8 Schritte ausatmen. Das längere Ausatmen gelingt oft besser, wenn du dabei einen F- Laut machst. Durch das längere Ausatmen aktivierst du direkt deinen Parasympathikus und kannst recht schnell zur Ruhe kommen. Wenn du diese Übung draußen in der Natur, im Park oder Wald machst, atmest du außerdem noch viel frische Luft und Sauerstoff ein.

Idee Nr. 6: Langes Ausatmen

Wenn dir solche Atemübungen vielleicht etwas schwerfallen, dann kannst du dich dennoch im langen Ausatmen üben, indem du Seifenblasen machst oder Luftballons aufbläst. Bei Beidem atmest du lange aus und hast auch noch Spaß dabei, was deine Ressourcen auch gut wieder auffüllt. Wirf den oder die Luftballons dann noch mit einem oder auch mehreren Spielpartnern hin und her, dann hast du auch gleich noch etwas Bewegung dazu. Und durch diese Bewegung werden die Stresshormone nebenbei auch noch schneller mit abgebaut.

Idee Nr. 7: Praktiziere Entspannungstechniken

Und natürlich kannst du alle Entspannungstechniken, die du vielleicht schon einmal in einem Kurs gelernt hast, auch draußen in der Natur machen. Progressive Muskelentspannung nach Jacobson, Qigong, Yoga, Autogenes Training lassen sich sehr gut auf einer Wiese im Park oder etwas abgelegener im Wald praktizieren.

Idee Nr. 8: Verbringe Zeit mit netten Menschen

Immer wieder wird betont, dass der Kontakt zu anderen Menschen wichtig ist. Dabei ist es besonders hilfreich, wenn du dich mit aufbauenden Menschen umgibst, die dich unterstützen, dir viel Energie geben und der Kontakt mit ihnen einfach guttut. Denn ein entspanntes Zusammensein mit netten Menschen, inspirierende Gespräche, gemeinsames Essen, Trinken und Lachen sowie das Gefühl von Verbundenheit und Sicherheit aktivieren deinen Parasympathikus und wirken somit entspannend.

Ich lade dich ein, einfach mal etwas von diesen Ideen auszuprobieren, wenn du draußen in der Natur unterwegs bist. Und wenn du magst, schreibe gerne unten einen Kommentar zu deinen Erfahrungen mit meinen vorgestellten Ideen oder aber auch, welche Möglichkeiten und Übungen du noch kennst, um in der Natur zu entspannen.

Ich freue mich auf deine Rückmeldung und wünsche dir viel Freude und Erfolg bei der Umsetzung!

Du möchtest noch mehr Entspannungsmethoden kennenlernen?

Dann nimm doch einfach mal an einem meiner Entspannungskurse teil. In diesen unterschiedlich konzipierten und mehrwöchigen Kursen stelle ich dir verschiedene Entspannungsmethoden vor und du kannst für dich herausfinden, welche davon dir besonders guttun.

Wann der nächste Entspannungskurs in Präsenz oder online per Zoom stattfindet, kannst du hier nachlesen: https://www.entwicklungswege-coaching.de/termine/achtsamkeit-energiearbeit-entspannung/